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  Die Heimreise
 
 Die Heimreise

Als der HERR dann Friedrich Weizer im Winter 1970 zu sich holte und ich meine Aufgabe als Missionar erfüllt sah, dachte ich an meine liebe Familie in der Heimat, von der ich die letzten Jahre nur Kontakt hatte durch meine Briefe an die Römer, wie ich meine Familie liebevoll nannte.

 Da ich keine weltlichen Besitztümer, außer meinem Rohrstock und einer Wurfbibel mehr besaß, es der Wille von Friedrich war in Deutschland bei seiner Familie begraben zu sein und es nicht gestattet war Tote mit anderen Verkehrsmitteln außer Landes zu bringen, machte ich mich dann im Frühjahr 1971 mit der einbalsamierten Leiche meines Freundes zu Fuß auf den Weg nach Deutschland auf.

 Es war sehr gefährlich, ich musste meinen Freund, der durch den starken Verwesungsgeruch viele Tiere anlockte Tag und Nacht verteidigen und so lernte ich mit der Zeit, mit einer halben Stunde Schlaf am Tag auszukommen. Aasgeier und Hyänen waren noch die leichtesten Gegner, aber als ich meinen ersten von insgesamt  67 Löwen erledigte, wusste ich, dass der HERR mich beschützt und es auch sein Wille war, dass Friedrich in Deutschland beigesetzt werde. Also ließ ich keine Zeit verstreichen und erreichte nach 6 Jahren Wanderung durch Afrika , 67 gegessenen Löwen, 455 mit dem Rohrstock aufgespießte Hyänen, 2 erwürgter Elefanten, 1054 Barfuß zertretener Skorpione und 17 mit bloßen Händen ertränkter Krokodile endlich Marokko, wo ich zum ersten Mal seit Antritt meiner Reise einen Tag Pause einlegte.



Ich verkaufte noch gutes Krokodils Fleisch, dass ich noch bei mir hatte, um mir eine Nacht in einer Gaststätte zu leisten und am Morgen mit dem Schiff nach Spanien überzusetzen. In der Nacht, in der ich dann auch zum ersten Mal seit 5 Jahren wieder länger als eine halbe Stunde schlief, erschien mir der HERR im Traum und sagte zornig zu mir:

"Sechs Tage sollst du deine Arbeit tun; aber des siebenten Tages sollst du feiern, auf daß dein Ochs und Esel ruhen und deiner Magd Sohn und der Fremdling sich erquicken."

Das erinnerte mich natürlich sofort an 2. Mose 23,12 und ich erkannte, dass ich die letzten 6 Jahre fortwährend gesündigt habe, da ich auch an Sonntagen immer weiter gewandert war.

Nachdem ich mich den Rest der Nacht fortwährend geißelte und den HERR um Vergebung bat, da schickte er mir ein Zeichen. Ein Glas Wasser, das neben mir stand fiel zu Boden und ich wusste was zu tun war.

Ich brach bei Sonnenaufgang auf zum Meer und schwamm in sechs Tagen mit meinem toten Freund unter dem rechten Arm über das Mittelmeer. Am letzten Tag allerdings griff uns ein Rudel Haie an, die ich mit dem Rohrstock aber erfolgreich in die Flucht schlagen konnte. Leider schaffte es einer der Haie meinem Freund Friedrich ein Bein abzutrennen.

Am siebten Tage ruhte ich, wie es der HERR von mir wollte. Immer noch erzürnt darüber, meinen toten Freund nicht vor den Haien beschützt zu haben, machte ich mich auf den Weg ins nördliche Spanien um, wie jeder redliche Christ einmal in seinem Leben, den Jakobsweg zu beschreiten.

Dort angekommen sah ich meinen Freund an, der nur noch ein Bein hatte und mittlerweile schon 8 Jahre tot war und das wegen mir. Deshalb fasste ich den Entschluss mir mein rechtes Bein mit einer Holzlatte zu brechen und dann mit dem Leichnam auf den Rücken gebunden den Jakobsweg entlang zu kriechen um den HERRN wieder gnädig zu stimmen und Buße zu tun.

 Nach 18 Monaten und zwei eisigen Wintern kam ich endlich am Ziel an und hatte den Jakobsweg nun erfolgreich durchpilgert. Am Tag der Ankunft, es war eine Woche vor Weihnachten 1980, ich war mittlerweile 40 Jahre alt und meine Eltern schrieben in den Briefen an mich immer, dass es Zeit werde zurückzukehren und ein Weib zu finden, um ihnen Enkel zu bescheren. Jedoch ließ mir der Gedanke an die Unzucht, die dafür von Nöten ist, es mir kalt den Rücken herunterlaufen.

Die Wanderung durch Frankreich und die Schweiz erwies sich durch den kalten Winter im Januar und Februar 1981 als sehr anstrengend. Auch ließen die Temperaturen jenseits des Nullpunktes Friedrich zu einem Riesen Eiszapfen erstarren. Bekleidet mit den Lumpen, die ich nun schon seit über 10 Jahren, seit der Abreise in Afrika trug war es wirklich so bitterkalt, dass ich an manchen Tagen kaum mehr Arme oder Beine spürte. Wie damals Hannibal schlug ich mir aber meinen Weg durch die Alpen.

 
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